We are Lovers
left alone
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Bilder / Fotos:
- Denkmal | zwischen den Zeilen
Muphty (1971 – ✝2002)
- Denkmal
Marc Dettinger & ♥SUPERPENG
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Text / Konzept:
- Installation | Konzept
♥SUPERPENG
- Installation | Text
Thomas Kleinstück & ♥SUPERPENG
Dess Todes Anfang zwar bringt mir ein hartes T;
Das Ende zeucht nach sich als dann ein lindes D;
Das Mittel ist ein O: es ist ein Augenblick,
So kuemmt fuer harte Pein ein immer sanfftes Glueck.
Friedrich von Logau, des Todes Buchstaben
Tod – Klage – Auflösung
„Das Mittel ist ein O: es ist ein Augenblick“, der eigene Tod liegt jenseits der Erfahrung, er kann vom Subjekt weder erfahren noch wahrgenommen werden, er ist eine unendlich feine Trennlinie, auch abseits vom Gedanken eines Jenseits. Wenn er eintritt, schliesst sich die Tür zur Welt. Der Verstorbene löst sich augenblicklich nach seinem Tod in der Klage um ihn auf.
Ihm werden Kulte und Rituale gewidmet, Totenstädte (Nekropolen) werden für seine „sterbliche“ Hülle gebaut (Steinzeit), die Trauernden schliessen sich solidarisch mit ihm ab von der Welt (Trauerjahre, Witwentracht, Wiederheiratsverbot), folgen ihm im Extremfall sogar (China, Witwenverbrennung in Indien). Ihm wird ein Paradies versprochen (Christen, Muslime) oder ihm wird ein bemitleidenswertes Dasein als Schatten zugeteilt (griechische Antike). Achilles, nach seinem Tod oberster Heerführer im Totenreich, beklagt sich bei Odysseus, er wäre lieber der geringste unter den Lebenden als der höchste der Toten.
Es wird also unterschiedslos in allen Kulturen seiner gedacht. Das Gedenken an die Toten scheint sogar Kennzeichen der menschlichen Rasse zu sein. Die Erinnerung an den Toten nimmt ihren Platz ein, im privaten wie im öffentlichen Bereich; Bilder, Geschichten, Reliquien müssen nun den Raum einnehmen, der jetzt schmerzlich leer ist.
Es wird geklagt.
Was ist nun Klage?
Ein mühsames, schmerzliches Ritual, um die verblassenden Konturen eines Menschen leidlich mit einer Art geliehenen Lebens zu füllen? Ein Puppenspielertrick, nicht mehr als die Kunst eines Trickfilmanimateurs, die erstarrten Momentaufnahmen wieder zum Laufen zu bringen? Klage ist nie Geschwätz, der Trauernde fühlt sich existenziell getroffen, er verspürt grausame Angst und absolute Einsamkeit.
Einsamkeit. Sie greift dir tief ins Herz hinein und fasst es an mit grausamkalten Händen, und selbst wenn tausend Menschen bei dir ständen und mit dir sprächen, wärest du ganz und gar allein. (Autorin unbekannt)
In einer Art Explosion versucht der Überlebende seine Sprachlosigkeit vor dem Tod zu überwinden, den fehlenden Kommunikationspartner zu ersetzen. Fehlen ihm dazu im ersten Moment die Worte, zeigt er hemmungslos sein Übermaß an Emotionen; seinen Schmerz über die zerstörte Interaktion.
Klage ist aber auch immer Kanalisation, Überwindung. Erst im scheitern ihrer Wiederbelebungsversuche kann sich ihre Macht entfalten, gelingt es ihr das Erbe des verstorbenen Gegenübers anzutreten. Ihn also nicht durch ein einseitiges an sich reißen der Kommunikation zu verklären und somit eine kommunikative Handlungsfähigkeit des Toten vorzugaukeln, sondern die Sprachlosigkeit des ehemaligen Partners anzuerkennen, sich wieder neben ihn zu stellen, um bewusst seine Kontur durch die Abgrenzung der Eigenen neu zu schöpfen…..
Unsere moderne Gesellschaft bevorzugt es anscheinend die Toten lebendig erscheinen zu lassen (Schminke auf dem Totenbett, lächeln wird angenäht) bzw. den Augenblick des Sterbens und der damit beginnenden Veränderung der Wahrnehmung (Siechtum, Entstellung, Verlust, Trauer) zu verdrängen.
Obwohl wir mit unserem entwickelten Begriffsapparat (Kunst, Wissenschaft, Philosophie) das Phänomen Tod und Auslöschung ausreichend behandeln und einen Großteil seines Angst- und Zerstörungspotenzials (Totenangst im Mittelalter) brechen könnten, schieben wir es an den Rand, lassen den Klagenden allein.
Walter Benjamin schreibt in seinem Aufsatz, „Über die Sprache überhaupt und über die Sprache des Menschen“:
Es ist in aller Trauer der tiefste Hang zur Sprachlosigkeit, und das ist unendlich viel mehr als Unfähigkeit oder Unlust zur Mitteilung. Das Traurige fühlt sich so durch und durch erkannt vom Unerkennbaren.
Der moderne Mensch will sich nicht mehr erkannt fühlen, ihm fehlt die Gabe, auf die Antwort zu verzichten, indem er sie selbst übernimmt, wird aus seiner Klage Geschwätz. Ihm erscheint der Satz Logaus aus dem Barock: „Es ist mir meine Lust, bei Toten stets zu leben“ absurd, wenn nicht gar pervers. Hier reißt Geschichte ab, setzt Entwicklung aus, wird Schmerz infantil bis zur Selbstgefälligkeit gesteigert. Wie gibt man nun der Klage Raum, beseelt, nicht animiert, die zum Bersten angefüllte Leere dieses abgeschobenen Alltagsbereiches?
Dazu ein Mythos
Narziss und Echo, Liebe und Tod, Sprachlosigkeit und Erkenntnis.
Narziss Mutter wird geweissagt, ihr Sohn müsse sterben, sobald er sich selbst sehen könne. Angstvoll versteckt sie alle Spiegel. Narziss Schönheit macht die Nymphe auf ihn aufmerksam. Sie verliebt sich in ihn, ist aber von Zeus als Strafe für ihr Geschwätz mit einem Fluch belegt, der ihr nur gestattet, die letzten Silben ihres Gegenübers zu wiederholen. Narziss verspottet sie daraufhin. Echo verblasst vor Gram und Kummer über die verschmähte Liebe, nur ihre Stimme bleibt als Echo in den Bergen erhalten. Doch auch Narziss entgeht seinem Schicksal nicht. In einem Teich entdeckt er sein Ebenbild, verliebt sich in es und vergisst zu essen und zu trinken bis er an Auszehrung stirbt. Die Götter aber lassen ihn als Narzisse wiedererstehen. Der Tod zweier Figuren der griechischen Mythologie, lesbar auch als Gleichnis über Tod und Trauer, über das Scheitern einseitiger Kommunikation, über das Scheitern mit der eigenen Unerkennbarkeit umzugehen. Echo stirbt früh, sie erleidet durch ihr Geschwätz einen frühen Sprachtod. Ihr ist es unmöglich, sich selbst auszudrücken, einzige Kommunikationsform bleibt das Stumpfe wiederholen der Sätze ihres Gegenübers. Mit dem Expressionsverlust tritt ihr Ichverlust und somit ihr Tod noch vor ihrem körperlichen Verfall ein. Erst als Bergecho erhält sie eine Existenz zurück, die ihr im vermeintlichen Leben versagt blieb. Sie ist nicht mehr kastriertes, veräußertes Ego, sondern Medium durch und durch, also reine Form. Narziss war es natürlich unmöglich, eine auf solche weise lebende Tote zu lieben. Doch auch Narziss sieht seine kastrierte Kommunikation nicht. Nur Inhalt, seiner Form nicht bewusst, muss er im Moment der Selbsterkenntnis sich selbst fremd werden und in einem Akt selbstreferentieller Kommunikation erstarren und somit sterben. Ihm wird die Existenz als Schönheit, also reinem Gehalt, zurückgegeben…..
Der Mensch ist also nicht nur die Summierung seiner Äußerungen, Taten, Erscheinungen, er ist auch die Gesamtheit seiner Kommunikation, aller seiner Kommunikationsmöglichkeiten, ein weisses Rauschen. Klage, die mit diesem Rätsel nicht leben kann, trifft ihren Gegenstand nicht und bleibt somit seelenlos.
Begriffsaparat
Das Licht
Das Licht macht uns sichtbar für die anderen, wie das Leben uns für die anderen erfahrbar macht, gleichzeitig aber durchdringt es uns nicht. Wir werfen einen Schatten der unsere gesundheitliche Gestalt zweidimensional vereinfacht. Es gibt uns und den anderen in seiner Abwesenheit ein abstraktes wenig dimensionales Bild, das uns mit etwas konfrontiert, was auf den ersten Blick wie eine Art Essenz erscheint: Die Kontur.
Der Schatten
Der Schatten abstrahiert unsere Gestalt. Macht sie oberflächlich betrachtet einfach erfassbar. Der ausgesparte Raum lässt uns Platz im Blick der Anderen. Obwohl wir diesen Platz gerade nicht einnehmen, erleichtert es den anderen uns zu erkennen. Sollen wir eine Person zeichnen, beginnen wir intuitiv mit ihrer Kontur d.h. mit ihrer Grenze zur Welt. Diese Abstraktion beginnt mit dem Wesentlichen und schließt die Lücke zwischen dem, was wir glauben zu sein und dem, was für die anderen davon wahrnehmbar ist. Die Kontur ist die einfachste Gestalt unseres Wesens im Blick der Anderen.
Das Abbild
Das Abbild ist immer Teil des Ganzen. Gleichsam unvollständige Form. Ihm gelingt es weder Essenz zu sein, noch seinen Gegenstand getreu nachzubilden. Es bleibt Ausschnitt, Detail, ihm fehlt auf der einen Seite die Wirklichkeit, die uns die unendlichen Bestandteile der tatsächlichen Existenz mühelos vermittelt, auf der anderen Seite die absolute Abstraktion, die uns die Welt und alles in ihr Vorkommende erkennbar macht. Das Abbild kann nur einen Teil beleuchten, einen Kanal benutzen, einen Ausschnitt erklären. Es ist nur eine Momentaufnahme von einer inzwischen ausgelöschten Vergangenheit, abgekoppelt von einer durch Möglichkeiten bestimmten Zukunft und einer nicht erreichbaren Gegenwart (Vergangenheit). Das Abbild krankt an seiner Unzulänglichkeit in der Beschreibung und in der Erklärung seines Gegenstandes. Bilder in dem hier beschriebenen Sinne sind Geräusche, Töne, Bilder, Bildfolgen, schlichtweg alle animierten oder aufgezeichneten Sinnesausdrücke und Eindrücke.
Die Gedanken
Gedanken stellen das uns größtmögliche Erfahrungs-, Erklärungs- und Gestaltungsmittel dar. Sie sind die elementaren Bestandteile unserer Weltsicht und unseres Weltverständnisses. Sie reichen bis an die Grenze, die wir im einen wie im anderen Sinne das Absolute nennen. Können sie uns das Absolute in all seinen Formen nicht erklären oder anschaubar machen, so schaffen sie es doch zumindest, uns diese Grenze zu zeigen. Ihre Ausgestaltung in Emotionen, Empfindungen, Eindrücken, intellektuellen Systemen ist sekundär. Sie richtet sich bestmöglich nach dem betrachteten Gegenstand. Ihre Möglichkeiten wachsen mit der Komplexität ihres Gegenübers und zwar nicht nur individuell in einem einzelnen Menschen, sondern auch in einer Art fortschreitender Vernetzung in Menschenmengen und zeitlichen Prozessen. Ihr verständlichstes Ausdrucksmittel ist die Sprache. Ihr längster Arm in Richtung Absolutheit ist die Fähigkeit, nicht Vorhandenes zu denken.
Die Sprache
Die Sprache kann Form und Inhalt zugleich sein. Bleibt sie rein formal, gleicht sie am ehesten dem Bild. Sie beleuchtet einen Ausschnitt, ohne diesen in seiner Gesamtheit zu erfassen. Formale Sprache beschneidet ihren Gegenstand um die Möglichkeiten, die ihm durch seine Wirklichkeit innewohnen. Inhaltlich angefüllte Sprache verzichtet vielleicht auf Verständlichkeit, Geräusch oder Worte, schafft es aber dafür, ihren Gegenstand zu beseelen, ihm in einer Art schöpferischem Akt, Leben einzuhauchen. Sie gibt in ihren minimalsten Äußerungen einen Querverweis auf das, was unausgesprochen bleiben muss.
Raumkonzept
Die Erde als Distanz
Die Erde vermittelt zwischen Distanz und äußerster Nähe.
Zum einen verdeckt sie das Erfahrbare und Erkennbare, sie schließt die Wahrnehmungsorgane, vergräbt gleichsam die Welt vorm Betrachter und den Betrachter vor der Welt. Zum anderen aber nimmt sie zugleich das in ihr Vergrabene vollständig auf und macht es sich gleich (Verwesung). Sie übernimmt den Teil der Natur, die alles aufnimmt, sich angleicht, umwandelt und wieder neu entstehen lässt.
Die Erinnerung
Der Eintretende trägt an seinen Schuhen Erde mit in den Raum, transportiert also ihren symbolischen Gehalt in das Innere der Installation. Gleichsam vermittelt er so zwischen dem Innen und dem Außen. Gleicht den Innenraum dem Aussenraum an. Trägt einen kleinen Anteil dazu bei, Geschehenes ungeschehen zu lassen und gleichzeitig dadurch den Innenraum zu verändern, neu zu gestalten. Unausgesprochenes wortlos auszusprechen d.h. die starke symbolische Kraft, die unausgesprochenen Assoziationen (Gräber, Wachstum, Erdbeschaffenheit des Menschen) der Erde wirken rein durch die Beschmutzung eines weissen Raumes, gesteigert durch die Anzahl seiner Besucher und somit Betrachter. Die Erde hebt die Dissonanz zwischen Natur und Mensch, Leben und Tod, Sprache und Schweigen, Enthüllen und Verdecken wie selbstverständlich auf.
Die Eingangstür
Hier öffnet der Betrachter den Innenraum, durchschreitet die Trennlinie zwischen Innen und Aussen. Zwischen realem und symbolischem Raum. Sie vermittelt uns, hier hört die Welt auf, hier beginnt ein Prozess, an dessen Ende die Auslöschung all dessen steht, was wir als normal und selbstverständlich fassbar empfinden. Hier ist die Grenze unseres Weltwissens, auf der anderen Seite liegt das Unerklärbare, das nicht auf herkömmlichem Wege Erfahrbare.
Die rechte Wand
Der Betrachter steht vor einer hell ausgeleuchteten Wand. Er hat keine Möglichkeit, die Dinge hinter der Wand zu erkennen, solange das Licht den Raum, die Wand betont und somit schliesst.
Allein in seinem Schatten erkennt er Bilder von Menschen, ohne besondere Akzentuierung, die sich für ihn aus einem nicht verständlichen Grund ständig ändern. Das einzig Gemeinsame auf den ersten Blick ist die ständige Wiederholung seines eigenen Konterfeis in einer scheinbar zufälligen Abfolge. Nur seine Silhouette, d.h. den Raum, den er gerade nicht einnimmt, die Seite von ihm, die im Dunklen bleibt, zeichnet mit einer Art negativem Pinsel einen komplexen Ausschnitt der Wirklichkeit ohne direkten Bezug zur Zeit, nur zum Raum. Der Betrachter sieht quasi durch den Filter seiner eigenen Gestalt einen Bereich, der im Licht betrachtet unsichtbar bleiben müsste. Die Abfolge der Bilder erschliesst sich ihm nur durch die Wiederkehr seiner selbst. Erst im Zusammenhang mit der Tatsache, dass die anderen erscheinenden Menschen bereits Tote oder ebenfalls Betrachter der Wand sind, könnte der Besucher die ihm unerklärbare Situation begreifen. Hier könnten seine Gedanken beginnen, ihm einen Hinweis auf die absolute Grenze zwischen ihm und den Anderen geben. Eine Grenze die am deutlichsten in seinem Alltagsleben durch den Tod veranschaulicht wird. Im Verlust eines Gegenübers erhält er die notwendigen Informationen über das Gefüge, in dem er scheinbar untrennbar und selbstverständlich zu dem Verstorbenen gestanden hat. Erst in dem Moment, in dem dieser Platz leer bleibt, deutet er seine gesamte Grösse an, die weit in den Hinterbliebenen hineinreicht. Der Verlust, das Negative in der Wahrnehmung, das sich oberflächlich in Nichts auflöst, erschließt ihm sozusagen magisch die volle Komplexität seiner eigenen Bedeutungsumwelt. Was in ihm nicht wiederkehrend und somit austauschbar ist, versagt sich der normalen Betrachtung.
Die linke Wand
Die linke Wand projiziert die Kontur des Betrachters, die zuvor im Akt des Betrachtens abgenommen wurde und füllt sie neu. Das Unsagbare, das Unerkennbare gewinnt die Oberhand. Im Verweis auf die Wahrnehmungsstruktur der eigenen Kontur und in der Betonung des betrachteten Betrachters erschließt sich eine neue Ebene, zu dem was wir in der Einleitung das „erkannt werden vom Unerkennbaren“ genannt haben. Der Betrachter der linken Wand wird auf sich selbst zurückgeworfen, er wird in Verbindung gesetzt mit dem, was ihm zu Anfang nicht erkennbar erschien. Sein Wesen, das sich als Grenze zum Unerkennbaren vollkommen erschöpft. Er ist jenseits von Zeit und somit Vergänglichkeit, reine Form, die eine Art Gefäß für die Welt darstellt. Er ist reiner Raum, scheinbar ohne Leben und doch Voraussetzung für alles Wirkliche. Gleich der Erde nimmt er alles Geschehene auf, gleicht es sich an, ohne eine wirklichkeitskonstituierende Funktion zu verlieren, er gibt dem geschehenen Raum, Form ohne bewusst eine Vergangenheit simulieren zu müssen. Die Farbe, ewiges Symbol der Erstheit, d.h. des ohne Qualitäten und Abhängigkeiten Denkbaren füllt den Ausschnitt, der uns in der Natur vorbehalten bleibt. Genauer gesagt der Raum, den unsere Kontur einnimmt und der nur uns allein vorbehalten bleibt, wird zum ersten mal bewusst als Fenster zur Wirklichkeit abseits aller Wahrnehmungshilfsmittel benutzt. Er hebt durch seine absolut gedachte Unvollständigkeit den auf den Ausschnitt gerichteten Blick auf. Im Verblassen und Verschwinden des Bildes drückt sich der flüchtige Charakter dieses Wahrnehmungsmodells aus. Was unerkennbar ist und uns doch mühelos erkennt, das können wir nur ahnen.
Die Ausgangstür
Eine Tür bleibt uns verschlossen, solange wir noch erkennende Wesen sind. Für das bewusste erkennen dessen, was dahinter ist, fehlt uns die Fähigkeit alles, was uns umgibt und umgab, zu fassen und in seiner Gesamtheit aufzunehmen. Solange wir leben, sind wir an Wahrnehmungskanäle gebunden, das Absolute, das die Widersprüche synthetisiert und somit Wirklichkeit geben kann, kann nur unmittelbar bleiben. Das Wesen dessen, was uns und somit auch alles was uns umgibt, ausmacht, ist unteilbar. Die Seele der Dinge und somit auch des Menschen ist für uns nur in der Reflexion erkennbar. Das, was die Grenze der wahrnehmbaren Welt uns zurückwirft wie ein Echo, das gibt uns eine Ahnung von ihrer tatsächlichen Beschaffenheit. Wenn wir an dieser Türe horchen, hören wir nur ein unverständliches Gemurmel. Ohne den Bezug zu unserer eigenen Unmittelbarkeit bleibt uns der kurze Moment einer höheren Ahnung versagt. Alles Gesprochene in diesem Raum und alles Geschehene kehrt dahin zurück, wo es entstanden und damit dem Betrachter entzogen ist.
Ablauf
Der Besucher betritt den Raum über einen Erdwall. Beim Eintritt durch die Eingangstür öffnet sich ihm ein Raum, dessen Wände hell beleuchtet sind. Durch seinen Schatten auf der rechten Wand erkennt er mehrere Bildschirme, auf denen verschiedene Gesichter in Abfolge zu sehen sind, darunter sein eigenes. Nach einem kurzen Zeitraum erscheint seine Silhouette auf der linken Wand. Sie füllt sich mit Farbe und verblasst bis sie ganz verschwindet. Gleichzeitig mit dem auftauchen der Silhouette ertönen durch die Lautsprecher in diesem Raum gesprochene Sätze. Diese fließen hinter die Tür an der anderen Seite des Raumes. Versucht der Betrachter den Raum durch diese Tür zu verlassen, findet er sie verschlossen vor… hinter der Tür kann er sehr leise alle jemals in diesem Raum gesprochenen Worte hören. Er muss den Raum durch die Eingangstür und somit über den Erdwall verlassen.
Schlusssatz
Dieses Konzept ist entstanden aus Anregungen von Texten Walter Benjamins, Hegels, Platons und Charles S. Pierces. Es steht in bewusster Abgrenzung zu einer Bildkultur des Todes in unserer Zeit, dessen Prinzipien auf der Grundlage einer simulierten Wirklichkeit ruhen.